Einem
reichen Manne, dem wurde seine Frau krank, und als sie fühlte, daß
ihr Ende herankam, rief sie ihr einziges Töchterlein zu sich ans Bett
und sprach: »Liebes Kind, bleib fromm und gut, so wird dir der liebe
Gott immer beistehen, und ich will vom Himmel auf dich herabblicken
und will um dich sein.« Darauf tat sie die Augen zu und verschied.
Das Mädchen ging jeden Tag hinaus zu dem Grabe der Mutter und weinte
und blieb fromm und gut. Als der Winter kam, deckte der Schnee ein
weißes Tüchlein auf das Grab, und als die Sonne im Frühjahr es wieder
herabgezogen hatte, nahm sich der Mann eine andere Frau. |
werden, wird, wurde,
ist geworden to become fühlen to feel herankommen, kam
heran, ist herangekommen to approach einzig- only sprechen, spricht,
sprach, gesprochen to speak fromm devout beistehen to stand by der Himmel
heaven herabblicken to look down um around darauf thereupon zutun to close das Auge (-n)
eye verscheiden, verschied,
verschieden to decease hinausgehen, ging
hinaus, ist hinausgegangen to go out das Grab (ä-er)
grave weinen to cry decken to cover das Tuch (ü-er)
cloth das Frühjahr
(-e) spring wieder again herabziehen, zog ab,
herabgezogen to draw off, to uncover nehmen, nimmt, nahm,
genommen to take ander- other |
Die
Frau hatte zwei Töchter mit ins Haus gebracht, die schön und weiß
von Angesicht waren, aber garstig und schwarz von Herzen. Da ging
eine schlimme Zeit für das arme Stiefkind an. »Soll die dumme Gans
bei uns in der Stube sitzen !« sprachen sie. »Wer Brot essen will,
muß es verdienen : hinaus mit der Küchenmagd.« Sie nahmen ihm seine
schönen Kleider weg, zogen ihm einen grauen alten Kittel an und gaben
ihm hölzerne Schuhe. |
bringen, brachte,
gebracht to bring schön beautiful weiß white das Angesicht
(-er) face garstig horrible schwarz black das Herz (-en)
(-en) heart angehen, ging an,
ist angegangen to go on schlimm bad, evil arm poor das Stiefkind
(-er) step-child die Gans (ä-e)
goose die Stube (-n)
room das Brot (-e)
bread verdienen to earn hinaus out (of here) die Küchenmagd
(ä-e) kitchen-maid wegnehmen, nimmt weg,
nahm weg, weggenommen to take away das Kleid (-er)
dress anziehen, zog an,
angezogen to dress der Kittel
(-) smock geben, gibt, gab,
gegeben to give hölzern wooden |
»Seht
einmal die stolze Prinzessin, wie sie geputzt ist!« riefen sie, lachten
und führten es in die Küche. Da mußte es von Morgen bis Abend schwere
Arbeit tun, früh vor Tag aufstehn, Wasser tragen, Feuer anmachen,
kochen und waschen. Obendrein taten ihm die Schwestern alles ersinnliche
Herzeleid an, verspotteten es und schütteten ihm die Erbsen und Linsen
in die Asche, so daß es sitzen und sie wieder auslesen mußte. Abends,
wenn es sich müde gearbeitet hatte, kam es in kein Bett, sondern mußte
sich neben den Herd in die Asche legen. Und weil es darum immer staubig
und schmutzig aussah, nannten sie es Aschenputtel. |
stolz proud putzen to groom, preen, furnish rufen, rief,
gerufen to cry out, to call lachen to laugh führen to lead die Küche (-n)
kitchen aufstehen, stand auf, ist aufgestanden to get up das Feuer (-) fire anmachen to light obendrein moreover Leid tun to hurt ersinnlich imaginable verspotten to mock schütten to sprinkle, scatter die
Erbse (-n) pea die
Linse
(-n)
lentil die
Asche
ashes auslesen to pick out, to sort out der
Herd
(-e)
hearth darum therefore staubig dusty schmutzig dirty aussehen,
sieht aus, sah aus, ausgesehen to appear, to look nennen,
nannte, genannt to name, to
call |
Es
trug sich zu, daß der Vater einmal in die Messe ziehen wollte, da
fragte er die beiden Stieftöchter, was er ihnen mitbringen sollte.
»Schöne Kleider«, sagte die eine, »Perlen und Edelsteine« die zweite.
»Aber du, Aschenputtel«, sprach er »was willst du haben?« »Vater,
das erste Reis, das Euch auf Eurem Heimweg an den Hut stößt, das brecht
für mich ab.« Er kaufte nun für die beiden Stiefschwestern schöne
Kleider, Perlen und Edelsteine, und auf dem Rückweg, als er durch
einen grünen Busch ritt, streifte ihn ein Haselreis und stieß ihm
den Hut ab. Da brach er das Reis ab und nahm es mit. Als er nach Haus
kam, gab er den Stieftöchtern, was sie sich gewünscht hatten, und
dem Aschenputtel gab er das Reis von dem Haselbusch. |
sich zutragen, trägt s. zu, trug s. zu, zugetragen
to occur, to come to pass einmal at one time, once die Messe (-n)
market, meeting, convention ziehen, zog, ist gezogen to go beide both die Perle (-n)
pearl der Edelstein
(-e) jewel das Reis (here) branch, twig stossen, stößt,
stieß, gestoßen to shove, bump brechen, bricht, brach, gebrochen to break ab off der Rückweg
(-e) way back der Busch (-e)
thicket, bush reiten, ritt,
geritten to ride (a horse) streifen to stroke die Hasel (-n)
hazelnut tree mitnehmen, nimmt mit,
nahm mit, mitgenommen to take along wünschen to wish for |
Aschenputtel
dankte ihm, ging zu seiner Mutter Grab und pflanzte das Reis darauf
und weinte so sehr, daß die Tränen darauf niederfielen und es begossen.
Es wuchs aber und ward ein schöner Baum. Aschenputtel ging alle Tage
dreimal darunter, weinte und betete, und allemal kam ein weißes Vöglein
auf den Baum, und wenn es einen Wunsch aussprach, so warf ihm das
Vöglein herab, was es sich gewünscht hatte. |
pflanzen to plant weinen to cry die Träne (-n)
tear darauf upon it, thereupon nieder down fallen, fällt, fiel,
ist gefallen to fall begießen, begoß,
begossen to soak wachsen, wächst, wuchs,
ist gewachsen to grow werden, wird, wurde
(ward), ist geworden to become der Baum (ä-e)
tree dreimal three times darunter down there weinen to cry beten to pray allemal every time der Vogel (ö)
bird der Wunsch (ü-e)
wish aussprechen, spricht
aus, sprach aus, ausgesprochen to pronounce, to speak out
loud werfen, wirft, warf,
geworfen to throw herab down |
Es
begab sich aber, daß der König ein Fest anstellte, das drei Tage dauern
sollte und wozu alle schönen Jungfrauen im Lande eingeladen wurden,
damit sich sein Sohn eine Braut aussuchen möchte. Die zwei Stiefschwestern,
als sie hörten, daß sie auch dabei erscheinen sollten, waren guter
Dinge, riefen Aschenputtel und sprachen: »Kämm uns die Haare, bürste
uns die Schuhe und mache uns die Schnallen fest, wir gehen zur Hochzeit,auf
des Königs Schloß.« Aschenputtel gehorchte, weinte aber, weil es auch
gern zum Tanz mitgegangen wäre, und bat die Stiefmutter, sie möchte
es ihm erlauben. |
sich begeben, begibt, begab, begeben to issue,
to come to pass der König (-e)
king das Fest (-e)
celebration, festival anstellen to arrange dauern to last wozu to which die Jungfrau
(-en) maiden, virgin einladen, lädt ein,
lud ein, eingeladen to invite damit so that die Braut (ä-e)
bride aussuchen to seek out dabei there erscheinen, erschien, ist
erschienen to appear guter Dinge sein to be in a happy mood kämmen to comb bürsten to brush die Schnalle
(-n) buckle festmachen to close, to fasten die Hochzeit
(-en) wedding der Schloß
(ö-er) palace gehorchen to obey bitten, bat,
gebeten to ask, to request erlauben to permit, allow |
»Du,
Aschenputtel«, sprach sie, »bist voll Staub und Schmutz und willst
zur Hochzeit? Du hast keine Kleider und Schuhe und willst tanzen!«
Als es aber mit Bitten anhielt, sprach sie endlich: »Da habe ich dir
eine Schüssel Linsen in die Asche geschüttet, wenn du die Linsen in
zwei Stunden wieder ausgelesen hast, so sollst du mitgehen.« Das Mädchen
ging durch die Hintertüre nach dem Garten und rief: »Ihr zahmen Täubchen,
ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, kommt und helft
mir lesen, |
der Staub dust der Schmutz dirt anhalten, hält an,
hielt an, angehalten to persist die Bitte (-n)
request endlich finally die Schüssel (-n)
bowl die Stunde (-n)
hour die
Hintertür (-en) back door zahm
tame die
Taube (-n) dove die
Turteltaube (-n) turtledove der
Topf (ö-e) pot der
Kropf (ö-e) crop |
Da
kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die
Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein
unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und,die
Täubchen nickten mit den Köpfchen und fingen an pick, pick, pick,
pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick und
lasen alle guten Körnlein in die Schüssel. Kaum war eine Stunde herum,
so waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. |
schwirren to whirr schwärmen to swarm sich niederlassen
to land, to set oneself down nicken to nod der Kopf (ö-e)
head anfangen, fängt an,
fing an, angefangen to begin die übrigen the
others, the remainder das Korn (-e)
corn, grain kaum hardly herum over fertig ready, finished fliegen, flog,
ist geflogen to fly |
Da
brachte das Mädchen die Schüssel der Stiefmutter, freute sich und
glaubte, es dürfte nun mit auf die Hochzeit gehen. Aber sie sprach:
»Nein, Aschenputtel, du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen:
du wirst nur ausgelacht.« Als es nun weinte, sprach sie : »Wenn du
mir zwei Schüsseln voll Linsen in einer Stunde aus der Asche rein
lesen kannst, so sollst du mitgehen«, und dachte: »Das kann es ja
nimmermehr.« |
bringen, brachte,
gebracht to bring die Schüssel (-n)
bowl sich freuen to be glad glauben to believe dürfen to be permitted, may auslachen to mock, to laugh at auslesen to pick out, to sort out rein pure, clean denken, dachte,
gedacht to think nimmermehr never |
Als
sie die zwei Schüsseln Linsen in die Asche geschüttet hatte, ging
das Mädchen durch die Hintertüre nach dem Garten und rief: »Ihr zahmen
Täubchen, ihr Turteltäubchen, all ihr Vöglein unter dem Himmel, komrnt
und helft mir lesen, |
schütten to sprinkle, scatter die
Hintertür (-en) back door rufen, rief,
gerufen to cry out, to call zahm
tame die
Taube (-n) dove die
Turteltaube (-n) turtledove lesen
(here)
to sort, to pick der
Topf (ö-e) pot der
Kropf (ö-e) crop |
Da
kamen zum Küchenfenster zwei weiße Täubchen herein und danach die
Turteltäubchen, und endlich schwirrten und schwärmten alle Vöglein
unter dem Himmel herein und ließen sich um die Asche nieder. Und die
Täubchen nickten mit ihren Köpfchen und fingen an pick, pick, pick,
pick, und da fingen die übrigen auch an pick, pick, pick, pick und
lasen alle guten Körner in die Schüsseln. Und eh eine halbe Stunde
herum war, waren sie schon fertig und flogen alle wieder hinaus. Da
trug das Mädchen die Schüsseln zu der Stiefmutter, freute sich und
glaubte, nun dürfte es mit auf die Hochzeit gehen. |
kommen, kam,
ist gekommen to come das Fenster (-)
window danach afterwards endlich finally schwirren to whirr schwärmen to swarm sich niederlassen
to land, to set oneself down nicken to nod der Kopf (ö-e)
head anfangen, fängt an,
fing an, angefangen to begin die übrigen the
others, the remainder das Korn (-e)
corn, grain ehe, eh before herum over fertig ready, finished fliegen, flog,
ist geflogen to fly tragen, trägt, trug,
getragen to carry sich freuen to be glad glauben to believe dürfen to be permitted, may |
Aber
sie sprach: »Es hilft dir alles nichts: du kommst nicht mit, denn
du hast keine Kleider und kannst nicht tanzen; wir müßten uns deiner
schämen.« Darauf kehrte sie ihm den Rücken zu und eilte mit ihren
zwei stolzen Töchtern fort. |
sich schämen (with genitive) to be ashamed
of someone darauf thereupon kehren to turn der Rücken (-)
back eilen to hurry fort away |
Als
nun niemand mehr daheim war, ging Aschenputtel zu seiner Mutter Grab
unter den Haselbaum und rief: |
niemand no one daheim at home der Baum (ä-e)
tree rütteln to jiggle, to shake schütteln to shake werfen, wirft,
warf, geworfen to throw das Gold, das
Silber gold, silver |
Da
warf ihm der Vogel ein golden und silbern Kleid herunter und mit Seide
und Silber ausgestickte Pantoffeln. In aller Eile zog es das Kleid
an und ging zur Hochzeit. Seine Schwestern aber und die Stiefmutter
kannten es nicht und meinten, es müßte eine fremde Königstochter sein,
so schön sah es in dem goldenen Kleide aus. An Aschenputtel dachten
sie gar nicht und dachten, es säße daheim im Schmutz und suchte die
Linsen aus der Asche. Der Königssohn kam ihm entgegen, nahm es bei
der Hand und tanzte mit ihm. Er wollte auch mit sonst niemand tanzen,
also daß er ihm die Hand nicht losließ, und wenn ein anderer kam,
es aufzufordern, sprach er: »Das ist meine Tänzerin.« |
die Seide (-n)
silk sticken to embroider der Pantoffel (-n)
slipper die Eile haste anziehen, zog an,
angezogen to dress, put on kennen, kannte,
gekannt to know meinen to think, be of the opinion fremd strange, foreign aussehen, sieht aus,
sah aus, ausgesehen to appear denken, dachte,
gedacht to think sitzen, saß,
gesessen to sit entgegenkommen, kam
entgegen, ist entgegengekommen to come up to sonst otherwise also dass so that loslassen, läßt los,
ließ los, losgelassen to let go of ander- other auffordern to invite, request die Tänzerin (-nen)
dancer, dance-partner (female) |
Es
tanzte, bis es Abend war, da wollte es nach Haus gehen. Der Königssohn
aber sprach: »Ich gehe mit und begleite dich«, denn er wollte sehen,
wem das schöne Mädchen angehörte. Sie entwischte ihm aber und sprang
in das Taubenhaus. Nun wartete der Königssohn, bis der Vater kam,
und sagte ihm, das fremde Mädchen wär' in das Taubenhaus gesprungen. |
begleiten to accompany angehören to belong to entwischen to slip away from springen, sprang,
gesprungen to leap, spring das Taubenhaus
dovecote warten to wait |
Der
Alte dachte: »Sollte es Aschenputtel sein?«, und sie mußten ihm Axt
und Hacken bringen, damit er das Taubenhaus entzweischlagen konnte;
aber es war niemand darin. Und als sie ins Haus kamen, lag Aschenputtel
in seinen schmutzigen Kleidern in der Asche, und ein trübes Öllämpchen
brannte im Schornstein; denn Aschenputtel war geschwind aus dem Taubenhaus
hinten herabgesprungen und war zu dem Haselbäumchen gelaufen: da hatte
es die schönen Kleider abgezogen und aufs Grab gelegt, und der Vogel
hatte sie wieder weggenommen, und dann hatte es sich in seinem grauen
Kittelchen in die Küche zur Asche gesetzt. |
der / die Alte
(-n) old man / woman die Axt (-en)
ax die Hacke (-n)
hoe damit so that entzweischlagen to chop in two darin
in
there, therein kommen,
kam, ist gekommen to come liegen,
lag, gelegen to lie trüb
dull das
Öl (-e) oil die
Lampe (-n) lamp brennen,
brannte, gebrannt to burn der
Schornstein (-e) chimney denn for, because geschwind
quick hinten
behind hinabspringen,
sprang hinab, ist hinabgesprungen to jump down laufen,
lief, ist gelaufen to run abziehen,
zog ab, abgezogen to take off legen
to
put, to lay wegnehmen,
nimmt weg, nahm weg, weggenommen to take away dann
then der Kittel
(-) smock sich
setzen to sit down, to take a seat |
Am
andern Tag, als das Fest von neuem anhub und die Eltern und Stiefschwestern
wieder fort waren, ging Aschenputtel zu dem Haselbaum und sprach: |
von neuem anew anheben, hub an,
angehoben to start up fort away |
Da
warf der Vogel ein noch viel stolzeres Kleid herab als am vorigen
Tag. Und als es mit diesem Kleide auf der Hochzeit erschien, erstaunte
jedermann über seine Schönheit. Der Königssohn aber hatte gewartet,
bis es kam, nahm es gleich bei der Hand und tanzte nur allein mit
ihm. Wenn die andern kamen und es aufforderten, sprach er: »Das ist
meine Tänzerin.« |
noch still vorig- former erscheinen, erschien,
erschienen to appear erstaunen to be amazed jedermann everyone die Schönheit beauty gleich immediately |
Als
es nun Abend war, wollte es fort, und der Königssohn ging ihm nach
und wollte sehen, in welches Haus es ging: aber es sprang ihm fort
und in den Garten hinter dem Haus. Darin stand ein schöner großer
Baum, an dem die herrlichsten Birnen hingen, es kletterte so behend
wie ein Eichhörnchen zwischen die Äste, und der Königssohn wußte nicht,
wo es hingekommen war. Er wartete aber, bis der Vater kam, und sprach
zu ihm : »Das fremde Mädchen ist mir entwischt, und ich glaube, es
ist auf den Birnbaum gesprungen.« |
nachgehen, ging
nach, ist nachgegangen to follow welch- which herrlich magnificent die Birne (-n)
pear hängen, hing, gehangen
to hang klettern to climb behend nimble das Eichhörnchen
(-) squirrel der Ast (Ä-e)
bough, branch wissen, wußte,
gewußt to know hinkommen, kam hin,
ist hingekommen to come to entwischen to slip away from, to escape der Birnbaum (ä-e)
pear-tree |
Der
Vater dachte: »Sollte es Aschenputtel sein?«, ließ sich die Axt holen
und hieb den Baum um, aber es war niemand darauf. Und als sie in die
Küche kamen, lag Aschenputtel da in der Asche, wie sonst auch, denn
es war auf der andern Seite vom Baum herabgesprungen, hatte dem Vogel
auf dem Haselbäumchen die schönen Kleider wieder gebracht und sein
graues Kittelchen angezogen. |
lassen, läßt, ließ,
gelassen to have (something done) holen to fetch umhauen, hieb um,
umgehauen to hew down sonst otherwise ander- other die Seite (-n)
side herab down springen, sprang,
gesprungen to jump, spring bringen, brachte,
gebracht to bring der Kittel
(-) smock anziehen, zog an,
angezogen to put on |
Am
dritten Tag, als die Eltern und Schwestern fort waren, ging Aschenputtel
wieder zu seiner Mutter Grab und sprach zu dem Bäumchen: |
dritt- third prächtig magnificent glänzen to gleam, to glow infinitive + -d
= -ing der Pantoffel (-n)
slipper die Verwunderungamazement,
wonder |
Als
es nun Abend war, wollte Aschenputtel fort, und der Königssohn wollte
es begleiten, aber es entsprang ihm so geschwind, daß er nicht folgen
konnte. Der Königssohn hatte aber eine List gebraucht und hatte die
ganze Treppe mit Pech bestreichen lassen: da war, als es hinabsprang,
der linke Pantoffel des Mädchens hängengeblieben. Der Königssohn hob
ihn auf, und er war klein und zierlich und ganz golden. Am nächsten
Morgen ging er damit zu dem Mann und sagte zu ihm: »Keine andere soll
meine Gemahlin werden als die, an deren Fuß dieser goldene Schuh paßt.« |
begleiten to accompany entspringen, entsprang,
entsprungen to escape, to jump away from geschwind quick folgen (+Dativ) to follow die List strategem gebrauchen to use die Treppe (-n)
stair, staircase das Pech pitch bestreichen, bestrich, bestrichen to paint, to coat link- left hängenbleiben to get caught, to get stuck aufheben, hob auf,
aufgehoben to lift (up) zierlich pretty ganz entirely, wholly die Gemahlin (-nen)
wife deren whose der Fuß (üsse) passen to fit |
Da
freuten sich die beiden Schwestern, denn sie hatten schöne Füße. Die
Älteste ging mit dem Schuh in die Kammer und wollte ihn anprobieren,
und die Mutter stand dabei. Aber sie konnte mit der großen Zehe nicht
hineinkommen, und der Schuh war ihr zu klein, da reichte ihr die Mutter
ein Messer und sprach: »Hau die Zehe ab: wann du Königin bist, so
brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.« |
sich freuen to be glad ältest- oldest die Kammer (-n)
chamber, room anprobieren to try on dabei nearby die Zehe (-n)
toe reichen to hand (something to someone) das Messer (-)
knife abhauen, hieb ab, abgehauen to hew off, cut off die Königin (-nen)
queen nicht brauchen
zu do(es) not need to zu Fuß on foot |
Das
Mädchen hieb die Zehe ab, zwängte den Fuß in den Schuh, verbiß den
Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie als seine Braut
aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Sie mußten aber an dem Grabe vorbei,
da saßen die zwei Täubchen auf dem Haselbäumchen und riefen: |
abhauen, hieb ab,
abgehauen to hew off, cut off die Zehe (-n)
toe zwingen, zwang,
gezwungen to force verbeissen, verbiß,
verbissen to bite back, repress, suppress der Schmerz
(-en) pain nehmen, nimmt, nahm,
genommen to take die Braut (ä-e)
bride das Pferd (-e)
horse reiten, ritt,
ist geritten to ride (a horse) das Grab (ä-er)
grave vorbei(gehen) to go by sitzen, saß,
gesessen to sit das Täubchen
(-) little dove rufen, rief,
gerufen to cry out, to call out zurück, rucke
back di (dich / dir) you gucken to look das Blut blood der Schuh Schuck
shoe recht- right, correct noch still daheim at home |
Da
blickte er auf ihren Fuß und sah, wie das Blut herausquoll. Er wendete
sein Pferd um, brachte die falsche Braut wieder nach Haus und sagte,
das wäre nicht die rechte, die andere Schwester sollte den Schuh anziehen.
Da ging diese in die Kammer und kam mit den Zehen glücklich in den
Schuh, aber die Ferse war zu groß. Da reichte ihr die Mutter ein Messer
und sprach: »Hau ein Stück von der Ferse ab: wann du Königin bist,
brauchst du nicht mehr zu Fuß zu gehen.« |
da so, then,
thereupon blicken to look, glance herausquellen, herausquoll,
herausgequollen to well forth, to pour forth wenden to turn falsch false, wrong ander- other die Ferse (-n)
heel reichen to hand (something to someone) das Messer (-)
knife abhauen, hieb ab, abgehauen to hew off, cut off die Königin (-nen)
queen nicht brauchen
zu do(es) not need to zu Fuß on foot |
Das
Mädchen hieb ein Stück von der Ferse ab, zwängte den Fuß in den Schuh,
verbiß den Schmerz und ging heraus zum Königssohn. Da nahm er sie
als seine Braut aufs Pferd und ritt mit ihr fort. Als sie an dem Haselbäumchen
vorbeikamen, saßen die zwei Täubchen darauf und riefen : |
das Stück (-e)
piece zwingen, zwang,
gezwungen to force verbeissen, verbiß,
verbissen to bite back, repress, suppress der Schmerz
(-en) pain nehmen, nimmt, nahm,
genommen to take die Braut (ä-e)
bride das Pferd (-e)
horse reiten, ritt,
ist geritten to ride (a horse) das Grab (ä-er)
grave vorbei(kommen) to come by sitzen, saß,
gesessen to sit das Täubchen
(-) little dove rufen, rief,
gerufen to cry out, to call out zurück, rucke
back di (dich / dir) you gucken to look das Blut blood der Schuh Schuck
shoe recht- right, correct noch still daheim at home |
Er
blickte nieder auf ihren Fuß und sah, wie das Blut aus dem Schuh quoll
und an den weißen Strümpfen ganz rot heraufgestiegen war. Da wendete
er sein Pferd und brachte die falsche Braut wieder nach Haus. »Das
ist auch nicht die rechte«, sprach er, »habt Ihr keine andere Tochter?«
»Nein«, sagte der Mann, »nur von meiner verstorbenen Frau ist noch
ein kleines verbuttetes Aschenputtel da: das kann unrnöglich die Braut
sein.« Der Königssohn sprach, er sollte es heraufschicken, die Mutter
aber antwortete: »Ach nein, das ist viel zu schmutzig, das darf sich
nicht sehen lassen.« |
blicken to look, glance nieder down quellen, quoll,
gequollen to well, to pour der Strumpf (ü-e)
stocking herauf upwards steigen, stieg, gestiegen
to climb wenden to turn das Pferd (-e)
horse falsch false, wrong ander- other das Pferd (-e)
horse verstorben deceased verbuttet undeveloped, behind unmöglich impossible (-ly) herauf up schicken to send antworten to answer schmutzig dirty |
Er
wollte es aber durchaus haben, und Aschenputtel mußte gerufen werden.
Da wusch es sich erst Hände und Angesicht rein, ging dann hin und
neigte sich vor dem Königssohn, der ihm den goldenen Schuh reichte.
Dann setzte es sich auf einen Schemel, zog den Fuß aus dem schweren
Holzschuh und steckte ihn in den Pantoffel, der war wie angegossen. |
durchaus absolutely, by all means rufen, rief, gerufen
to call, to summon waschen, wäscht, wusch,
gewaschen to wash erst first das Angesicht (-er)
face rein clean, pure sich neigen to curtsey, to bow reichen to hand (something to someone) der Schemel (-)
stool, footstool ziehen, zog,
gezogen to pull, to draw schwer heavy der Holzschuh (-e)
wooden shoe stecken to put into, to insert wie like, as (if) angiessen, goß an,
angegossen to cast on, to pour on, to mold to |
Und
als es sich in die Höhe richtete und der König ihm ins Gesicht sah,
so erkannte er das schöne Mädchen, das mit ihm getanzt hatte, und
rief: »Das ist die rechte Braut!« |
sich in die Höhe
richten to get up, straighten
up das Gesicht (-er)
face erkennen, erkannte,
erkannt to recognize |
Die
Stiefmutter und die beiden Schwestern erschraken und wurden bleich
vor Ärger: er aber nahm Aschenputtel aufs Pferd und ritt mit ihm fort.
Als sie an dem Haselbäumchen vorbeikamen, riefen die zwei weißen Täubchen
: Und
als sie das gerufen hatten, kamen sie beide herabgeflogen und setzten
sich dem Aschenputtel au die Schultern, eine rechts, die andere links,
und blieben da sitzen. |
erschrecken, erschrak,
erschrocken to appall, to be appalled bleich pale vor Ärger with annoyance heim home führen to lead herab down fliegen, flog, geflogen
to fly sich setzen to take a seat, to sit down die Schulter (-n)
shoulder rechts right links left blieben, blieb,
geblieben to stay, remain |
Als
die Hochzeit mit dem Königssohn sollte gehalten werden, kamen die
falschen Schwestern, wollten sich einschmeicheln und teil an seinem
Glück nehmen. Als die Brautleute nun zur Kirche gingen, war die Älteste
zur rechten, die Jüngste zur linken Seite: da pickten die Tauben einer
jeden das eine Auge aus. Hernach, als sie herausgingen, war die Älteste
zur linken und die Jüngste zur rechten : da pickten die Tauben einer
jeden das andere Auge aus. Und waren sie also für ihre Bosheit und
Falschheit mit Blindheit auf ihr Lebtag gestraft. |
halten, hielt, gehalten
to hold sich einschmeicheln
to ingratiate oneself, to endear oneself teilnehmen an to take part in das Glück luck,
happiness die Brautleute
the bridal party die Kirche (-n)
church ältest- oldest jünst- youngest die Seite (-n)
side picken to pick aus out das Auge (-n)
eye hernach afterwards herausgehen to go out die Bosheit evil die Falschheit
treachery die Blindheit blindness auf ihr Lebtag
for the rest of their lives strafen to punish |
Brüder
Grimm Webseite (Fragen)
Allerlei
über Aschenputtel
Gloss by A. Campitelli © 2003
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